Der wohl grösste Holzring der Welt
In Pratteln steht derzeit ein multifunktionelles Erlebniszentrum. Das Bauvorhaben besteht aus einem Business-Seminarhotel, einem 10-geschossigen Büroturm sowie Dienstleistungs- und Verkaufsflächen. Das Kernstück der Anlage ist eine Wasserwelt, die unter ein Holzkuppeldach gelegt ist. Diese enthält neben Bade-, Sauna- und Relax-Landschaften auch einen Fun Tower mit Wasserrutschen, Tauchturm und Kletterwand.
Das Dach über der Wasserwelt gliedert sich aus verschiedenen Dachsegmenten, die an einen auf vier Stützen stehenden Firstring zusammengeschlossen werden. Je nach Spannweite besteht die Konstruktion aus Fachwerk- oder Vollwandträgern. Die maximale Spannweite eines Fachwerkes beträgt ca. 37 m, der maximale Gebäudedurchmesser ca. 120 m.
Das wohl anspruchsvollste Bauteil der Holzkonstuktion ist der gigantische Firstring. Die sehr unterschiedlichen Spannweiten der einzelnen Segmente führen dazu, dass der Ring äusserst einseitig beansprucht wird. Um ein Verdrehen zu verhindern, muss der Ring über die Binder eingespannt werden. Diese Einspannung jedoch ist nur möglich, wenn das Spiel im Anschluss sehr klein ist – durch die Abmessungen dieser Konstruktion eine besondere Herausforderung an Herstellung und Montage.
Der grosse Querschnitt von 1120/1760 mm mit einem Aussendurchmesser von 10.84 m bewirkt, dass der Ring 3-teilig hergestellt wird. Jedes Teil wiegt etwa 11 Tonnen und muss in der richtigen Höhe und Position zusammengebaut werden. Gesucht wurde ein Anschluss, der den Abmessungen entsprechend einige Toleranzen aufnehmen kann, verbaut aber als Einheit wirkt (Kräfte im Stoss Nd=-460 kN; Myd=-3600 kNm; Vyd= 1060 kN; Mzd= 710 kN; Vzd= 680 kN). Der Stoss wird analog eines Betonfertigelements durch sich überlappende Stahlbügel und durchgestossene Bewährungsstähle verbunden und vergossen. Bei der Anordnung und Bemessung der Bügel wurde besonderer Wert auf ein duktiles Verhalten des Stosses geachtet. Dazu wurden Probekörper mit verschiedenen Bügelanordnungen hergestellt und geprüft.
Nicht zu unterschätzen sind die Lasteinleitungen des Rings in die Holzstützen. Da der Ring auf die Stützen gelegt wird, müssen quer zur Faser Kräfte von bis zu Fd=3700 KN eingeleitet werden. Dank der GSA®-Technologie kann die Lasteinleitung nicht sichtbar und sehr kompakt in eine Stahlplatte und über eine gelenkige Stahl-Stahl-Verbindung in die Stützen weitergeleitet werden.
Tobias Götz des Ingenieurbüros Pirmin Jung hat den Ring als grösster je gebauter Holzring beim Guinnes Buch der Rekorde angemeldet. Leider sind solche Rekorde für eine Veröffentlichung zu wenig spektakulär. Für uns am Bau Beteiligte jedoch ist die Konstruktion eine grosse Herausforderung und wir hoffen, dass in der Schweiz noch viele weitere Holzbauwerke ausserhalb der üblichen Normen ausgeführt werden können.
Am Bau beteiligte Firmen:
Bauherrschaft | Credit Suisse, Zürich |
Generalunternehmer | Marazzi AG, Bern |
Holzingenieur | Pirmin Jung, Holzbau für Ingenieure GmbH Rein |
Holzbau | ARGE Aquabasilea Brawand Zimmerei AG, Grindelwald Holzbau Bucher AG, Kerns Hess Holzbau AG, Ziefern neue Holzbau AG, Lungern |